Kreisgruppe Dortmund

Exkursion ins Sandarium am Fredenbaumpark

07. August 2022

Lebensraum für Insekten; die Menschen sind nur zu Besuch.

Exkursion ins Sandarium 7. August 2022  (Michael Janke, BUND Dortmund)

Unter fachkundiger Führung von Brigitte Bornmann-Lemm und Klaus-Dieter Lemm vom NABU Dortmund unternahmen einige Mitglieder unserer Kreisgruppe eine Exkursion ins Sandarium am Fredenbaumpark.

Die erste Station ist ein eingezäuntes Areal von 5000 qm, das von einer Aussichtsplattform betrachtet werden kann. Die nächsten 100 Jahre soll hier kein Mensch einen Fuß hineinsetzen, die Fläche sich selbst überlassen sein. Wird sich die Natur diese Fläche zurückerobern und Zufluchts- und Lebensraum für Insekten, Spinnen, Vögel und Säugetiere werden? Wie wird sich der Klimawandel auswirken? Ein kleiner Wald könnte entstehen, aber auch eine unwirtliche Steppe. Die Stadt Dortmund bezeichnet es als Naturstadtprojekt, mit dem sie ein Zeichen gegen den drohenden Klimawandel und den anhaltenden Verlust der Biodiversität setzen möchte. Inkonsequent wirkt da das Kunstwerk, mit dem die Stadt schon nach einem Jahr die hundertjährige Unberührtheit durchbrochen hat.

Die zweite Station trägt die Überschrift „Wiesen für Insekten“. Die Wiesen grenzen rechts und links an einen Fußweg zum Fredenbaumpark. Hier soll eine möglichst artenreiche Blühwiese entwickelt werden. Dazu wurde die Fläche 2020 lediglich gefräst, kein neuer Bodeneintrag vorgenommen und eine regionale Saatgutmischung ausgebracht. Regional, da sich Pflanzen und Insekten z.B. bezüglich Zeitpunkt der Blüte und Fortpflanzung sowie des Nahrungsangebotes in Jahrhunderten aneinander und an die regionalen Gegebenheiten angepasst haben. Und sogar der Mensch spielt eine Rolle, denn hier handelt es sich um eine Wirtschaftsfläche, die mit einer Streuobstwiese vergleichbar ist. Diese wurden früher z.B. vor der Getreideernte gemäht, einfach weil da gerade die Zeit dafür war. Dies hat auch den Lebenszyklus der Pflanzen und Insekten beeinflusst. Daher spielt der Zeitpunkt der Mahd auch eine wichtige Rolle und ist zugleich eine Herausforderung, denn die Erfordernisse der Insekten und Pflanzen müssen mit den organisatorischen Abläufen des Grünflächenamtes in Einklang gebracht werden.

Ein weiterer Bestandteil der Wiesen ist das „Obst von Anderswo“, Obstbäume wie Feigen, Granatapfel, Mandel, Mispel, Maulbeerbaum und Mirabelle wurden gepflanzt. Getestet werden soll, ob die Veränderung des Klimas für diese Bäume eine Chance in der Region sein kann. Nicht alle gepflanzten Bäume haben überlebt, es mangelt an Wasser. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Version der Streuobstwiese eine Chance bei uns hat.

Letzte Station ist das eigentliche Sandarium. Hier wurden verschiedene Lebensräume realisiert etwa mit Sandboden, Ruderalfläche, Totholz, Pflanzenresten und Waldboden. Neben Insekten sollen hier einige der 560 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten Nahrung, Baumaterial und Nistplätze finden. Voraussetzung dafür ist ein kontinuierliches Angebot an heimischen Blühpflanzen von Februar bis Oktober. Ein Angebot an Baumaterial wie z.B. Lehm, Sand, kleine Steinchen, Laub, Blütenblattstücke, Harz etc. sowie offene Bodenstellen, Sandsteilwände, Totholz, hohle markhaltige Pflanzenstängel, Sandhaufen, Mauerspalten, Schneckenhäuser muss zu finden sein. Was eigentlich in der Natur ganz allein seinen Gang gehen sollte, muss hier gepflegt und gefördert werden. Einheimische Pflanzen werden immer wieder durch teils eingewanderte invasive Pflanzen bedrängt.

Die Exkursion war Dank fachkundiger Führung ein spannender und vor allem Wissen vermittelnder Ausflug in die Welt der Insekten und ihrer Lebensräume sowie eine immer wieder notwendige Sensibilisierung für die große Bedeutung der Artenvielfalt für die Natur und damit auch uns Menschen.

 

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