Kreisgruppe Dortmund

Umwelt- und Verkehrsverbände sehen bei Maßnahmen Luft nach oben

28. August 2020

BUND war bei Gesprächen der Stadt mit der Deutschen Umwelthilfe dabei

DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch an der LANUV-Messtation Brackeler Straße  (Thomas Quittek)

Auf Einladung der Stadt Dortmund fanden am 27. August Gespräche mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zum Stand der Maßnahmen zur Einhaltung des Stickstoffdioxid-Grenzwertes an Dortmunder Straßen statt. Im Januar 2020 hatten die Stadt und die DUH etliche Maßnahmen, u.a. die Umweltspur auf der Brackeler Straße, das Lkw-Durchfahrtverbot auf der B1 und Tempo 30 auf der Ruhrallee in einem gerichtlichen Vergleich vereinbart. Zu den heute geführten Gesprächen waren wir neben ADFC, VCD und Wirtschaftsverbänden eingeladen. BUND-Sprecher Thomas Quittek konnte als Begleiter der DUH auch an der Besichtigungstour mit OB Ulrich Sierau und Dezernent Ludger Wilde teilnehmen. 

In einer gemeinsamen Pressemitteilung von ADFC, BUND und VCD begrüßten wir das konstruktive Gespräch, wiesen aber auch auf etliche Lücken im Maßnahmenprogramm hin. Positiv wird die Einrichtung von Tempo 30 auf der Ruhrallee gesehen. Dies kann Vorbild für weitere Hauptverkehrsstraßen wie die Märkische Straße sein. Lorenz Redicker (VCD): „Die Maßnahmen sind erste Schritte zur emissionsarmen Stadt; sie reichen aber bei weitem nicht aus, um die gesteckten Ziele wie 20 Prozent Radverkehrsanteil bis 2030 zu erreichen.“ Im Mittelpunkt der Kritik stehen die fehlenden Kontrollen der Verkehrsbeschränkungen auf der Brackeler Straße und der B1. Hier fordern die Verbände wie die B1-Initiative erneut eine bessere Ausschilderung („Lieferverkehr frei“ statt „Durchfahrtverbot“). Vorbild: Hagen und München. Die Bewohnerparkzonen an der Löwen- und Gutenbergstraße lassen auf sich warten, obwohl der DUH diese für Anfang 2020 zugesagt wurde. Drei weitere Zonen, die für 2021/2022 vorgesehen sind, werden sich vermutlich verzögern.

Auch Teile des Radwalls werden nicht wie zugesagt im Jahr 2021 fertig. Die Fahrradachse Nordstraße – ausdrücklich im Vergleich genannt – wurde mittlerweile von der Stadt ganz gestrichen. Werner Blanke (ADFC): „Wegen der Verzögerung des Radwalls müssen jetzt kurzfristig Maßnahmen zur besseren Durchquerbarkeit der City für Radfahrer bei Veranstaltungen her.“ Auf der Leopoldstraße sollte als Ersatz für die Nordstraße kurzfristig eine Pop-up-Bike-Lane eingerichtet werden. Insgesamt muss der Radverkehr wesentlich ambitionierter als bisher gefördert werden. Dazu haben wir einen Forderungskatalog Fahrradwende jetzt! vorgelegt, der nicht nur die schnelle Fertigstellung des RS1, sondern auch weitere Radschnellwege und fahrradfreundliche Haupt- und Nebenstraßen umfasst.

Allgemein fehlt uns ein Mechanismus zur Erfolgskontrolle und Nachsteuerung der Maßnahmen zur Steigerung des Radverkehrs. Wir fordern ein regelmäßiges Monitoring und den schnellen Bau der geplanten 20 Dauerzählstellen für den Radverkehr. Dringend erforderlich sind flächendeckende Zähl- und Messstellen zur Ermittlung des Verkehrsaufkommens auf den Hauptverkehrs- und Ausweichstraßen, um unerwünschte Verlagerungseffekte festzustellen.

Vollkommen kontraproduktiv sehen wir in diesem Zusammenhang die geplante Weiterführung der Brackeler Straße nach Osten. Zusammen mit der Nordspange würde sie unerwünschte Schwerlastverkehre in die Umweltzone in der Nordstadt ziehen. Thomas Quittek (BUND): „Der Hafen mit seinen Logistikbereichen darf weiterhin ausschließlich von Westen über die A 45 angefahren werden. Das Gelände der Westfalenhütte über die B 236n.“ Die Fortführung der L663n würde das Ziel, den Schwerlastverkehr auf den Autobahnring um Dortmund zu lenken, konterkarieren.

In diesem Punkt stärkte uns der DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch den Rücken. Die Bürgerinitiative "Schützt unseren Freiraum" zeigte sich in einer Pressemitteilung hierüber erfreut.

Ergänzend ein Bericht im Nordstadtblogger.

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